Wie Sie das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl Ihres Kindes stärken

Wir alle wünschen uns starke Kinder, die sich auf Herausforderungen einlassen, zu ihren Werten und Meinungen stehen, in der Lage sind, mit Schwierigkeiten und Misserfolgen umzugehen und sich in Gesellschaft anderer Menschen wohl fühlen. Auf diesem Blog möchten wir Ihnen vermitteln, wie Sie als Eltern oder Lehrperson Kinder stärken können. Dabei möchten wir Sie mit Hilfe konkreter Tipps für kritische Situationen im Alltag stärken.

Das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl von Kindern entwickelt sich in unscheinbaren Momenten, in der alltäglichen Interaktion mit Gleichaltrigen, Eltern und Lehrpersonen. Doch was versteht man eigentlich unter diesen beiden Begriffen – und worin unterscheiden sie sich?

Was ist Selbstvertrauen?

Selbstvertrauen können wir als den Glauben an die eigene Kompetenz beschreiben. Wenn wir den Eindruck haben, die Erwartungen, die andere und wir selbst an uns stellen, erfüllen zu können und kompetent zu sein, wächst unser Selbstvertrauen; fühlen wir uns hingegen permanent überfordert, verlieren wir das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten und trauen uns immer weniger zu.

Selbstvertrauen ist besonders dann wichtig, wenn wir etwas Neues lernen, uns an eine neue Aufgabe wagen oder ein Problem lösen wollen. In diesen Fällen fragen wir uns:

  • Werde ich das schaffen?
  • Kann ich das?
  • Bin ich kompetent genug, um…?
  • Traue ich mir dieses Projekt, diese Aufgabe zu?

Wir fragen uns, ob wir in Zukunft eine bestimmte Leistung erbringen können und suchen in unserem Gedächtnis nach vergangenen Erfahrungen. Erfahrungen, in denen wir in einem ähnlichen Bereich Erfolge oder Misserfolge erzielt haben, uns angestrengt und unser Ziel erreicht oder aufgegeben haben und schätzen die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs oder Misserfolgs ein. Wie wir später noch sehen werden, erfolgt diese „Rechnung“ nicht nach logischen, sondern nach psychologischen Regeln.

Welche Erfahrungen beeinflussen das Selbstvertrauen?

Selbstvertrauen ist keine fixe Grösse, etwas das wir haben oder nicht haben. Vielmehr verändert es sich über die Zeit. Dabei gibt es bestimmte Erfahrungen, die sich positiv oder negativ auswirken können.

Situationen, in denen wir Erfolge oder Misserfolge erleben

Unser Selbstvertrauen entwickelt sich positiv, wenn wir Erfolge erzielen und es nimmt ab, wenn wir Misserfolge erleben. Damit wird jede Situation, in der eine Leistung gefordert und in irgendeiner Art gemessen wird zu einer Situation, die für unser Selbstvertrauen relevant ist. Für den Aufbau von Selbstvertrauen ist es daher wichtig, dass wir:

  • Erfolge erleben und als solche wahrnehmen
  • Fortschritte machen
  • Erfolge und Fortschritte auf uns und unsere Anstrengungen zurückführen
  • Kompetenzen entwickeln, die es uns ermöglichen, erfolgreich zu sein
  • Lernen, mit Misserfolgen und Rückschlägen umzugehen und uns rasch davon zu erholen

Situationen, in denen wir uns als einflussreich oder hilflos erleben

Unser Selbstvertrauen nimmt ebenfalls zu, wenn wir uns, unsere Umwelt und unsere Mitmenschen beeinflussen können. Wir erleben positive Gefühle, wenn es uns gelingt, etwas nach unseren Vorstellungen zu beeinflussen und wir erleben negative Gefühle und einen Motivationsverlust, wenn uns dies mehrheitlich nicht gelingt. Eine Vielzahl von Fertigkeiten hilft Kindern dabei, positive Kontrollerfahrungen zu machen. Sie können sich selbst besser kontrollieren, die Umwelt eher gestalten und andere auf positive Weise beeinflussen, wenn sie lernen:

  • Probleme konstruktiv zu lösen
  • Entscheidungen zu treffen
  • Mit anderen zu kooperieren und andere von den eigenen Ideen zu überzeugen
  • Effektiv zu kommunizieren
  • Das eigene Verhalten zu kontrollieren und Selbstdisziplin und Ausdauer zu entwickeln

Was versteht man unter Selbstwertgefühl

Wie der Begriff nahe legt, bezieht sich das Selbstwertgefühl auf die gefühlsbezogene Bewertung von sich selbst. Es beschreibt das Bild, das ein Individuum von sich selbst hat und wieviel Wert es der eigenen Person zuschreibt. Das Selbstwertgefühl kann sich auf Fähigkeiten, aber auch auf Persönlichkeitsmerkmale abstützen. Bei der Entwicklung des Selbstwertgefühls spielen nicht zuletzt die Bewertungen der Bezugspersonen eine wichtige Rolle. Mit der Zeit werden die Rückmeldungen aus der Umwelt mehr und mehr durch die eigenen Selbst-Bewertungen abgelöst. Morris Rosenberg stellte bereits in den 60er Jahren fest, dass sich ein Mensch mit einem hohen Selbstwertgefühl als „gut genug“ ansieht. Er hält sich selbst für einen wertvollen Menschen ohne dabei zu erwarten, von anderen bewundert zu werden. Ein gesundes Selbstwertgefühl ist die Voraussetzung für einen wertschätzenden Umgang mit sich selbst und anderen Menschen.

Wie entwickelt sich ein hohes Selbstwertgefühl?

Wie das Selbstvertrauen speist sich auch unser Selbstwertgefühl aus zwei Quellen:

Situationen, in denen wir uns angenommen oder abgelehnt fühlen

Unser Selbstwertgefühl wird stark von Situationen beeinflusst, in denen wir Akzeptanz oder Ablehnung erfahren.

Wenn wir erleben dürfen, dass andere Menschen uns lieben, uns Wertschätzung zeigen, respektieren, annehmen, uns ernst nehmen und sich um uns kümmern, lernen wir, dass wir als Mensch, als Individuum wertvoll sind.

Erleben wir auf der anderen Seite, dass andere uns ablehnen, zurückweisen, geringschätzen, abwerten, verlassen oder ignorieren, sinkt unser Selbstwertgefühl.

Das Selbstwertgefühl eines Kindes hängt stark davon ab, ob es seinen Eltern gelingt, es anzunehmen, ihm bedingungslose Liebe und Wertschätzung zu zeigen. Sobald das Kind etwas älter wird und andere soziale Kontakte – insbesondere zu anderen Kindern – hinzukommen, hängt aber auch hier die weitere Entwicklung von seinen Fertigkeiten ab. Kinder werden eher akzeptiert, wenn sie über soziale Kompetenzen verfügen und zum Beispiel wissen, wie man:

  • ein Gespräch beginnen, aufrechterhalten und beenden kann
  • sich in eine Gruppe integriert
  • Andere Kinder zu einem Spiel auffordert oder zu einer gemeinsamen Unternehmung einlädt
  • mit Konflikten umgeht

Situationen, in denen wir für uns und unsere Werte einstehen oder diese missachten

Unser Selbstwertgefühl hängt jedoch nicht nur davon ab, wie andere Menschen uns sehen. Wir können bei allen beliebt sein und uns dennoch wertlos fühlen. Eine zweite Quelle für ein gesundes Selbstwertgefühl sind Situationen, in denen wir uns beweisen, dass wir bereit sind, für uns und unsere Werte einzustehen.

Wenn wir uns verbiegen müssen, damit uns jemand mag, uns verstellen müssen, um einen Job zu behalten, buckeln müssen, um dem Chef zu gefallen oder uns in einer Weise verhalten, die unseren persönlichen Werten entgegensteht, sinkt unser Selbstwertgefühl. Auf der anderen Seite steigt unser Selbstwertgefühl, wenn wir authentisch sind, Mut zeigen, für unsere Werte, eine Sache oder ein Person, die uns wichtig ist, einstehen; wenn wir den schwierigen Weg wählen. Kinder können diese Quelle für ihr Selbstwertgefühl anzapfen, wenn sie:

  • Lernen, nein zu sagen und Gruppendruck zu widerstehen
  • Sich für eine wertvolle Sache oder einen anderen Menschen einsetzen
  • Einen Beitrag leisten und erfahren, dass die Welt durch sie ein kleines Stück besser wird
  • Gesunde Werthaltungen entwickeln

Wie entwickeln Kinder im Alltag Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl?

Wir alle wünschen uns Kinder, die dem Leben mit Mut begegnen. Die mit Misserfolgen, Schwierigkeiten und Rückschlägen umzugehen wissen – resilient sind. Kinder, die ihre Stärken kennen und nutzen und ihre Schwächen akzeptieren.
Im Alltag bieten sich unzählige Möglichkeiten, das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen von Kindern zu fördern.
Dieses Buch gibt eine Vielzahl von Impulsen, die Kindern zu innerer Stärke und Widerstandsfähigkeit verhelfen.