Lust auf Erfolg oder Angst vor Misserfolg?

Warum die ganze Plackerei?

Endlich 17 Uhr und Schulschluss nach einem anstrengenden Nachmittag mit 4 Lektionen: Französisch, Latein, Chemie und zu guter Letzt noch Mathematik. Wir haben uns den Feierabend redlich verdient und schlendern über den Pausenhof. Ich bin 18 Jahre alt und gehe ins Gymnasium in Solothurn. Einer meiner Klassenkameraden fragt in die Runde, ob wir auf dem Sportplatz noch Volleyball spielen wollen. Wir wären zu sechst und es würde wunderbar aufgehen. Leider muss einer von uns nach Hause. Als wir ihn nach dem Grund fragen meint er: „Ich muss noch lernen“. Er ist Klassenbester und bis zur Prüfung ist es noch ein paar Tage hin. Ich frage ihn: „Warum sind dir gute Noten eigentlich so wichtig?“. Seine Antwort habe ich nie vergessen: „Es geht mir nicht darum, eine gute Note zu haben; es ist mir wichtig, keine schlechte Note zu erhalten!“

Plötzlich war mir klar, warum er sich über Erfolge kaum freuen konnte und bei jeder einzelnen Prüfung so nervös war:

Zwei Gründe, sich anzustrengen

Wir können uns aus zwei Gründen anstrengen und uns einer Herausforderung stellen: Weil wir einen Erfolg erzielen oder weil wir einen drohenden Misserfolg abwenden möchten.

In der Motivationspsychologie sprechen wir von zwei unterschiedlichen Motiven, dem Erfolgsmotiv und dem Misserfolgsmeidemotiv.

Die Forschung zum Selbstvertrauen kommt zu einem ähnlichen Schluss. Wenn wir auf eine Herausforderung treffen, können wir entweder versuchen, unser Selbstvertrauen zu erhöhen, oder unser bestehendes Selbstvertrauen zu schützen. Im ersten Fall versuchen wir, Erfolge zu erzielen, im letzteren sind wir damit beschäftigt, Misserfolge abzuwenden.

Manche mögen nun denken: Naja – Hauptsache, man tut was!

Weit gefehlt!

Der Grund des Lernens ist ähnlich bedeutsam wie das Ergebnis. Sehen wir uns zunächst an, wie zwei Schüler mit unterschiedlichen Motiven das Lernen erleben.

Unterschiedliche Lernerlebnisse

Anja und Marc stehen beide kurz vor dem Abitur. Im Deutschunterricht sollen sie zu einem selbst gewählten Buch einen Vortrag vorbereiten. Wir erleben die beiden diese herausfordernde Situation?

Anja fürchtet sich vor möglichen Misserfolgen

Anja ist eine gute Schülern, bereit sich anzustrengen und für gute Noten stundenlang zu lernen. Sie verfügt jedoch über ein ausgeprägtes Misserfolgsmeidemotiv. Es ist ihr also in erster Linie wichtig, mögliche Misserfolge zu verhindern.

Schon bei der Vorbereitung hat sie Mühe, sich zu konzentrieren. Während sie in ihrem Buch liest, wandern ihre Gedanken immer wieder zum bevorstehenden Vortrag. Gedanken und Bilder schiessen ihr durch den Kopf:

  • Was ist, wenn ich den Faden verliere?
  • Hoffentlich werde ich nicht rot!
  • Sicher werde ich kein Wort herausbringen!
  • Alle werden mich anschauen!

Anja kann sich kaum konzentrieren. Sie braucht lange, um das Buch zu lesen, weil sie immer wieder abschweift. Beim Erstellen der Folien wird sie noch nervöser und unsicherer. Was ist, wenn sie ein Blackout hat und alles vergisst, was sie sagen wollte? Steht wirklich alles Wichtige auf den Folien?

Sie schreibt sich ihren Vortrag wortgetreu auf – ein 20-seitiges Manuskript entsteht. Nun geht es ans Auswendiglernen! Immer wieder trägt sie den Vortrag vor, lernt ihn Abschnitt für Abschnitt. Sie merkt, dass sie immer wieder den Faden verliert. Nur noch drei Tage, dann muss sie das Skript im Kopf haben – die Lehrerin hat ihr beim letzten Vortrag gesagt, dass sie nicht ablesen, sondern den Vortrag frei halten soll!

Am Tag des Vortrags steht Anja leicht benommen auf. Bis um 3 Uhr morgens konnte sie nicht einschlafen. Ein Kaffee wäre jetzt gut, aber sie weiss, dass sie das nur noch nervöser macht. Sie schnappt sich ihre Schultasche und macht sich auf den Weg, während sie in Gedanken ein letztes Mal ihr Referat durchgeht.

Es ist soweit. Anja wird nach vorne gerufen. Sie schaltet den Beamer ein und bemerkt einen Druck in der Magengegend und einen Kloss im Hals. Sie würde am liebsten davonlaufen! Sie reisst sich zusammen, leitet das Thema ein und fängt an zu sprechen. Die nächsten 40 Minuten steht sie wie neben sich…aber es klappt, sie verspricht sich kein einziges Mal – der gut geübte Vortrag sitzt. Ab und zu gehen ihr Gedanken durch den Kopf wie „wenn es doch nur schon rum wäre!“ oder „das langweilt doch alle“, aber sie lässt sich dadurch nicht beirren.

Endlich ist der Vortrag vorbei. Die Lehrerin behält sie in der Pause noch kurz für die Nachbesprechung im Schulzimmer. Der Vortrag sei sehr gut recherchiert gewesen; wunderbar, wie viele Parallelen sie zwischen dem Werk und dem Leben des Autors habe herausarbeiten können. Weitere starke Punkte folgen. Anja ist nicht wirklich da, bis die Lehrerin meint: „Beim Vortragen könntest du noch darauf achten, dass du einfachere Sätze bildest und etwas langsamer sprichst – sonst war es gut“. „Ich kann das einfach nicht!“ schiesst es Anja durch den Kopf. Über die gute Note kann sie sich nicht wirklich freuen.

Marc möchte einen Erfolg erzielen

Marc ist ebenfalls ein sehr motivierter Schüler – allerdings verfügt er über ein ausgeprägtes Erfolgsmotiv. Er denkt eher darüber nach, wie er etwas gut oder besser machen könnte und hält sich kaum mit Gedanken an drohende Misserfolge auf.

Bei der Vorbereitung beschäftigt er sich mit Fragen wie:

  • Hm…wie baue ich den Vortrag am besten auf?
  • Oh…das ist ja spannend…dazu brauche ich ein gutes Bild.
  • Was möchte ich als Mitschüler über den Autor wissen? Was wäre interessant für die anderen?
  • Ah witzig…das bringe ich zur Auflockerung!

Marc bereitet lediglich Folien und ein kurzes Handout für die Mitschüler vor. Er denkt sich: „Durch die Folien habe ich meine Stichworte und wenn ich den Faden verliere, dann schaue ich kurz auf die Folien, dann fällt es mir schon wieder ein.“

Am Tag des Vortrags freut er sich fast ein wenig. Er ist sich ziemlich sicher, dass die anderen seinen Vortrag interessant finden werden. Kurz vor Beginn des Vortrags wird auch er ein wenig nervös, aber wenn man ihn danach fragen würde, würde er sagen: „Das ist wie bei den Schauspielern und Sportlern: Mit ein wenig Lampenfieber wird man nochmal besser.“

Marc freut sich sehr über seine gute Note und die positiven Kommentare seiner Mitschüler. Bei der Rückmeldung schreibt er mit und notiert sich positive und negative Punkte – schliesslich will er wissen, was er nächstes Mal wieder so machen will und wo er noch etwas zulegen kann.

Selbstvertrauen erhöhen oder schützen

Die Einblicke in den Schulalltag von Marc und Anja verdeutlichen uns: Ob wir unser Selbstvertrauen durch Erfolge erhöhen möchten, oder ob wir es schützen wollen, indem wir Misserfolge vermeiden, bestimmt, wie wir in Leistungssituationen reagieren.

Marc und Anja erleben Leistungssituationen unterschiedlich…

Anja und Marc erleben die Vorbereitungs- und Vortragssituation sehr unterschiedlich. Anjas Erleben ist von Angst und Sorgen geprägt. Sie fühlt sich „unter Druck“ und berichtet von Herzklopfen, schwitzenden Händen, Schwindelgefühlen, Bauchschmerzen und Schlaflosigkeit.

Marc wird auf eine positive Weise aktiviert. Er nimmt die Situation ernst, bleibt jedoch zuversichtlich. Er ist während der Vorbereitung konzentriert und interessiert und fühlt sich während des Vortrags durch das Publikum angespornt, sein Bestes zu geben.

Unterschiedliche Gedanken führen zu unterschiedlichen Gefühlen

Anja und Marc bewerten die Situation sehr unterschiedlich. Anja sieht den Vortrag als Bedrohung für ihr Selbstvertrauen und ihr Selbstwertgefühl, während Marc die Situation als Herausforderung sieht, die er bewältigen kann.

Die Unterschiede in den Gedanken werden auf verschiedenen Ebenen deutlich:

Anja unterschätzt sich, Marc weiss um seine Stärken

Anja unterschätzt permanent ihre eigenen Kompetenzen. Sie glaubt, dass sie nicht in der Lage ist, frei zu sprechen, sieht vor allem ihre Schwächen und traut sich nicht zu, flexibel auf Schwierigkeiten reagieren zu können. Geht es um ihre Kompetenz, denkt sie:

  • „Was ist, wenn ich es nicht schaffe?“
  • „Was ist, wenn ich den Faden verliere?“
  • „Das wird sicher peinlich.“
  • „Die anderen können das alle viel besser als ich.“

Marc kann sich realistischer einschätzen. Er weiss um seine Stärken und Schwächen.

Anja sieht in Gedanken die mögliche Katastrophe, Marc ein interessiertes Publikum

Anja denkt oft über einen negativen Ausgang nach, jedoch kaum über einen möglichen Erfolg. Sie stellt sich vor, wie sie den Faden verliert und den Blicken und dem Gelächter der Klassenkameraden ausgesetzt ist. Sie stellt sich vor, wie enttäuscht ihre Lehrerin und ihre Eltern wären. Obwohl sie noch nie einen richtigen Misserfolg einstecken musste, nimmt diese Möglichkeit in ihrem Kopf sehr viel Raum ein. Sie denkt:

  • „Wenn ich den Faden verliere, werden mich alle auslachen!“
  • „Ich würde mich wie ein Versager fühlen, wenn ich das nicht packe!“
  • „Alle werden mich für dumm halten, wenn ich mich verspreche!“
  • „Was ist, wenn ich etwas Falsches erzähle?“

Anja überschätzt sowohl die Wahrscheinlichkeit wie auch die negativen Folgen eines Misserfolgs. Den Faden zu verlieren wäre nicht für fünf Minuten peinlich – sie wäre bis auf die Knochen blamiert. Die anderen würden nicht kurz lachen – sie würden sie bis ans Ende der Schulzeit als Versager abstempeln und verachten. Eine schlechte Leistung wäre nicht unangenehm – es würde sie vernichten.

Anja hält ständig nach möglichen Bedrohungen Ausschau und ist so damit beschäftigt, mögliche Gefahren abzuwenden, dass sie gar nicht dazu kommt, über mögliche Erfolge nachzudenken.

Es gelingt ihr im Gegensatz zu Marc nicht, eine angenehme Vorstellung der Vortragssituation zu entwickeln. Während Marc sich vorstellt, wie das Publikum bei der einen oder anderen witzigen Anekdote lachen wird oder durch das Vorlesen eines spannenden Zitats zum Nachdenken angeregt wird, sieht sich Anja nur einer möglichen Blamage ausgesetzt. Selbst bei der Rückmeldung der Lehrerin überhört sie konsequent die positiven Punkte, während sich der eine Kritikpunkt in ihr Gedächtnis eingräbt und alles andere überschattet. So „gelingt“ es ihr, den Vortrag trotz hervorragender Note als Misserfolg zu werten.

Marc und Anja machen andere Ursachen für Erfolg und Misserfolg verantwortlich

Während Marc sich selbst und seine gute Vorbereitung als Ursache für den gelungenen Vortrag sieht, erklärt sich Anja Erfolge und Misserfolge nach einem ganz anderen Muster.

Marc denkt sich vielleicht:

  • Cool – die Vorbereitung hat sich gelohnt!
  • Vortragen macht mir echt Spass – ich werde immer besser darin!

Anja hingegen neigt dazu, Erfolge irgendwelchen äusseren Umständen zuzuschreiben und Misserfolge auf die eigene Kappe zu nehmen. Sie denkt sich:

  • Die gute Note habe ich nur erhalten, weil Frau Arn mich mag
  • Ich kann einfach nicht vortragen – das werde ich nie lernen!

Tatsächlich konnte die Forschung zeigen, dass Menschen mit Leistungsängsten dazu neigen, Misserfolge auf ihre mangelnde Begabung zurückzuführen und Erfolge auf äussere Umstände. Menschen, die Erfolg anstreben, zeigen hingegen genau das umgekehrte Muster. Sie sehen ihre Anstrengung und ihre Fertigkeiten als Grund für ihre Erfolge, während sie Misserfolge eher auf äussere Umstände, mangelnde Anstrengung oder eine falsche Strategie zurückführen.

Im Laufe der Jahre sind wir bei Prüfungsängstlichen immer wieder auf dieses selbstwertschädigende Muster gestossen: Obwohl viele von ihnen sehr gute Noten hatten, hatten sie das Gefühl, diese nicht verdient zu haben. Vielfach kamen sie sich sogar vor wie Hochstapler, die nur so tun, als ob sie kompetent wären. Die eine schlechte Note, der drohende Misserfolg, würde dann beweisen, dass sie immer nur Glück hatten und allen etwas vorgemacht haben. Es ist, als würden sie ihre Erfolge mit Kreide auf eine Tafel malen und sie immer gleich wieder fortwischen, während sie den einen Misserfolg in Stein meisseln und im Zimmer aufhängen.

Marc glaubt, sich entwickeln zu können – Anja sieht alles als Test ihrer Person

Carol Dweck untersuchte einen anderen Aspekt des Selbstbildes von Studierenden und Schülern. Sie konnte zeigen, dass Studierende, die bei Misserfolgen schnell aufgeben und Angst vor Leistungssituationen entwickeln, ein eher statisches (unbewegliches) Selbstbild haben. Sie glauben an Talent und Begabung, an IQ und Gene.

Biber_FertigmachenDa sie davon ausgehen, dass Erfolg und Misserfolg vor allem mit Begabung zu tun hat und damit etwas über die Person aussagt, geben sie bei Misserfolgen schneller auf. Sie sind eben nicht begabt genug – was nützt da schon das Lernen? Gleichzeitig sehen sie Prüfungen als Intelligenztests und sind entsprechend nervös.

Menschen mit einem statischen Selbstbild denken:

  • „Ich kann das nicht!“
  • „Ich bin in diesem Bereich einfach nicht begabt.“
  • „Ich werde das nie lernen.“
  • „Ich bin zu dumm!“

Anjas Gedanken gehen oft in diese Richtung.

Menschen mit einem dynamischen Selbstbild denken hingegen eher:

  • „Das kann ich noch nicht!“
  • „Das fällt mir schwer – aber mit etwas Anstrengung werde ich schon besser.“
  • „Das kann ich nicht – ich muss da mal ein Buch lesen oder ein Seminar besuchen oder jemanden finden, der mit weiterhelfen kann!“

Menschen wir Marc gehen davon aus, dass sich alles lernen lässt. Ihre Devise lautet: „Was ich nicht bin, kann ich noch werden!“ Sie glauben, dass sie sich durch Anstrengung, durch Lernen und durch wirksame Strategien weiterentwickeln können.

Anja und Marc richten ihre Aufmerksamkeit unterschiedlich aus

Misserfolgsängstliche Menschen sind in Leistungssituationen stark mit sich selbst beschäftigt. Sie denken darüber nach, wie gut sie wohl abschneiden, was für eine Figur sie abgeben, was die anderen von ihnen denken und was ein Misserfolg für sie bedeuten würde.

Menschen, die erfolgszuversichtlich sind, denken hingegen viel mehr über die Situation und deren Bewältigung nach. Sie fragen sich, welches Ziel sie erreichen wollen, welche Strategien geeignet wären, was besonders wichtig und was weniger wichtig ist und was die anderen interessieren könnte. Dadurch werden sie nicht nur weniger von der Aufgabe abgelenkt, sondern entwickeln auch bessere Strategien und erbringen so oft mit weniger Aufwand die bessere Leistung.

Marc packt an, Anja meidet Herausforderungen

Menschen, die ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen schützen möchten, unterscheiden sich von solchen, die dieses weiterentwickeln möchten auch in der Wahl der Aufgaben.

Während sich Menschen, die nach Erfolg streben, neue Herausforderungen suchen, gehen Menschen, die sich schützen möchten, Anforderungen aus dem Weg.

Hier stossen wir auf ein weiteres Problem, wenn die Motivation aus der Angst kommt:

Anja wird durch ihre Angst motiviert, sich so gut wie möglich auf den Vortrag vorzubereiten. Dies wird sie jedoch nur solange tun, bis sie Vorträge vermeiden kann. Sobald dies möglich ist, geht sie dieser Situation aus dem Weg.

Beginnen Anja und Marc mit dem Studium, werden sie sich ihre Vorlesungen und Seminare zu einem hohen Grad selbst aussuchen können.

Marc wird sich dabei Fragen der folgenden Art stellen:

  • „Hm…mal sehen, was interessiert mich denn am meisten?“
  • „Ah…dieses Seminar sollte ich unbedingt besuchen, wenn ich später in Richtung xy möchte!“

Bei Anja wird dieser Entscheidungsprozess viel mehr von ihren Ängsten als von ihren Wünschen, Interessen und Zukunftsplänen gesteuert. Sie denkt sich:

  • „Mal sehen…wie wird da geprüft? Oh…da muss man einen Vortrag halten – das lasse ich lieber!“
  • „Hm…bei diesem Seminar sagen alle, dass die Prüfung so schwer ist – das mache ich besser nicht!“
  • „Aha – hier kann man einen Bericht schreiben – das nehme ich…“

Forscher wie Feather und Heckhausen konnten zeigen, dass Menschen, die in erster Linie Misserfolge vermeiden möchten, Aufgaben wählen, die zu schwer oder zu leicht sind: Sie wählen sich Aufgaben aus, die möglichst keine Rückschlüsse auf die eigene Begabung zulassen. Bei sehr schweren Aufgaben kann man sagen: „Das hätte eh niemand geschafft!“ während bei sehr leichten Aufgaben die Wahrscheinlichkeit eines Misserfolgs gering ist.

Erfolgsmotivierte suchen sich hingegen eher Aufgaben aus, die an der Grenze dessen liegen, was sie bewältigen können – echte Herausforderungen also. Sie möchten Aufgaben übertragen bekommen, bei denen sie etwas lernen und sich weiterentwickeln können und bei denen sie stolz sein können, wenn sie Erfolg haben.

Schlussfolgerungen

Wie wir anhand von Marc und Anja gesehen haben, können wir Leistungssituationen ganz unterschiedlich erleben. Anja unterschätzt ihre Kompetenzen und überschätzt dafür die Schwierigkeit der Aufgabe und die negativen Folgen eines Misserfolgs. In ihren Gedanken macht sie sich selbst immer kleiner, als sie ist. Erfolge nimmt sie kaum wahr und wenn, dann vergisst sie sie gleich wieder. Sie sieht den Grund für einen Erfolg auch nicht bei sich, sondern bei den äusseren Umständen. Bei Misserfolgen verhält es sich hingegen genau umgekehrt: Diese wären für sie ein Zeichen fü Dummheit und sie würde sich wohl ihr ganzes Leben lang daran erinnern. Angst und Leistungsdruck quälen sie – bei Erfolgen erlebt sie höchstens kurzfristige Erleichterung.

Marc hingegen sieht Leistungssituationen als Möglichkeit zu wachsen und einen Erfolg zu erzielen. Er schätzt seine Kompetenzen richtig ein und weiss wo er Stärken und Schwächen hat. Er kann sich über seine Erfolge freuen und denkt bei der Vorbereitung darüber nach, wie er zu einem Erfolg beitragen kann (anstatt darüber, was alles schief gehen könnte). Er weiss, dass er mit Schwierigkeiten umgehen und flexibel darauf reagieren könnte. Er fühlt sich herausgefordert und interessiert sich mehr für die Inhalte als für die Prüfung.

Als Eltern möchten wir, dass unsere Kinder mit Leistungssituationen eher so umgehen wie Marc. Wir wünschen uns, dass sie:

  • Sich anstrengen und sich gut vorbereiten
  • Die Leistungssituation als Herausforderung statt als Bedrohung erleben
  • Sich freiwillig auf Herausforderungen einlassen, weil sie daran wachsen und ihre Kompetenzen erweitern möchten
  • Erfolge geniessen können
  • Sich von ihren Interessen anstatt ihrer Angst leiten lassen
  • Misserfolge wegstecken und aus Fehlern lernen können

Falls Ihr Kind aktuell unter Vortragsängsten leidet, hilft Ihnen und Ihrem Kind vielleicht der Artikel „Angst mit Mut begegnen“ weiter.

Jugendliche finden in unserem Buch „Clever lernen“ viele praktische Tipps, um Prüfungs- und Vortragsängste sowie Blackouts zu besiegen.

Als Fachperson interessieren Sie vielleicht unsere Tagesweiterbildungen für Fachpersonen.

Aktuell: Unser neues Buch „Geborgen, mutig, frei – wie Kinder zu innerer Stärke finden“

Wir alle wünschen uns Kinder, die dem Leben mit Mut begegnen. Die mit Misserfolgen, Schwierigkeiten und Rückschlägen umzugehen wissen – resilient sind. Kinder, die ihre Stärken kennen und nutzen und ihre Schwächen akzeptieren.
Im Alltag bieten sich unzählige Möglichkeiten, das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen von Kindern zu fördern.
Dieses Buch gibt eine Vielzahl von Impulsen, die Kindern zu innerer Stärke und Widerstandsfähigkeit verhelfen.